Sonntagnachmittag,
der Sturm fegt durch Wien. Es nieselt. Auf der Wiedner Hauptstraße
sieht man nur vereinzelt Menschen, die sich dem unwirtlichen Wetter
aussetzen. Doch bei der Haltestelle Laurenzgasse strömen Dutzende
Menschen aus der Straßenbahnlinie 62. Schnellen Schrittes überqueren
sie die Straße. Sie steuern auf einen hohen Stahlbetonbau zu. Es ist
die Pfarrkirche St. Florian in Wien-Margareten.
Im gläsernen Windfang der modernen Kirche bildet sich eine
ungewöhnliche Menschenansammlung: Ältere Herrschaften, teilweise auf
einen Stock gestützt, betreten bedächtigen Schrittes den Kirchenraum.
Sie werden eilends überholt von einer Gruppe Jugendlicher, denen es
eindeutig zu langsam vorwärts geht. Zweieinhalb Tausend Besucher suchen
einen Platz in der großen Kirche.
Jung und Alt
Weihbischof Franz Lackner erzählt von seiner Jugend.
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Gezielt steuern die Jugendlichen die vordere Hälfte der
Kirche an. Die Jugendlichen setzen sich direkt vor einer mächtigen
Bühne auf den Boden. Zwölf Meter breit, zehn Meter tief und sieben
Meter hoch erhebt sich eine Bühne im sakralen Raum, wie man sie sonst
nur von Rockkonzerten kennt. Dutzende Scheinwerfer malen Muster an die
hohen Kirchenwände. Eine mächtige Lautsprecheranlage macht kurz darauf
auf sich aufmerksam. Die find.fight.follow-Band lädt zum Mitsingen ein.
Manchen älteren Besuchern steht die Überraschung ins Gesicht
geschrieben. Sie hatten mit Gitarrenklängen gerechnet - aber auf die
E-Gitarren und das Schlagzeug waren sie nicht eingestellt.
Dann betritt der Vorsitzende der Katholischen Jugend, Stefan Wurm,
die Bühne und moderiert den Festakt zum 60-Jahr-Jubiläum. Die
österreichische Bischofskonferenz ist fast vollständig erschienen. "Ich
freue mich, dass heute so viele Menschen aus allen Generationen
gekommen sind. Ihr alle habt die Geschichte der KJ geschrieben - mit
euch zu feiern ist etwas ganz Besonderes." Jugendbischof Franz Lackner
erzählt auf der Bühne von seiner Jugend. Er übergibt das Mikrophon an
Ex-Vizekanzler Erhard Busek, der schnell von seiner Vergangenheit in
der Katholischen Jugend zu den Herausforderungen für die Jugend heute
kommt.
Seinen Weg gehen, auch über HindernisseMarkus Muth: "Gott lässt Dich nicht im Regen stehen."
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Ungewollt liefert er damit eine perfekte Überleitung zum
Höhepunkt des Abends: Einem Festgottesdienst der etwas anderen Art. Im
Mittelpunkt des Geschehens steht Susi. Sie hat heute eindeutig den
bequemsten Sitzplatz erobert: Sie lungert auf einer Couch herum, die
auf einer Bühne im Eingangsbereich der Kirche aufgebaut ist, und sieht
fern. Lustlos zappt sie durch die Programme. Auf ihrem Bauch eine
Packung Chips. Sie ist frustriert. Sie hat eine Aktion gestartet, um
die Zustände an ihrer Schule zu verbessern. "Was soll das bringen?",
"Das haben wir immer schon so gemacht!", "Das funktioniert eh nicht!"
waren die Reaktionen.
Auf der Bühne vorne vor dem Altar eine Szene, die schon etwas früher
spielt. Jesus heilt einen Krüppel. An einem Sabbat. Er verstößt damit
gegen die jüdischen Gesetze. Er tut es trotzdem - und bringt die
Pharisäer gegen sich auf. "Manchmal muss man seinen Weg gehen - auch
über Hindernisse hinweg", deutet Bundesjugendseelsorger Markus Muth das
Evangelium. Aber: "Gott geht mit. Er hat etwas vor mit Dir und lässt
Dich deshalb nicht im Regen stehen."
"Geh, aber geh mit Gott!"
"Geh mit neuer Freude, geh mit neuer Kraft!", singen die Gottesdienstbesucher.
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Hier knüpft die find.fight.follow-Band an: "Geh mit neuer
Freude, geh mit neuer Kraft! Geh mit neuer Liebe! Geh, aber geh mit
Gott!", singen 2500 begeisterte Besucher. Der
find-fight-follow-Gottesdienst "Was is' mit du?" macht das
Selbstverständnis der Katholischen Jugend deutlich: Querdenken, der
Zeit voraus sein, unbequeme Fragen stellen, sich auch gegen Widerstände
für seine Visionen einsetzen.
Applaus für alle, die das Leben in die Hand nehmen und sich für
andere einsetzen, gibt es auch am Ende der Messe. Ein Videospot, der
einer Fernsehwerbung nachempfunden ist, sorgt für Lacher bei den
Besuchern. Auch die abschließende Übergabe der neun Evangeliare, die
300 Jugendgruppen aus ganz Österreich gestaltet haben, wird mit
tosendem Applaus begleitet.
Ein gelungener Start"Einen besseren Start in unser fünftes Jahr hätte ich mir nicht vorstellen können. Dass wir auch beim insgesamt zwanzigsten find.fight.follow-Gottesdienst
in einer vollen Kirche mit großartiger Atmosphäre feiern durften,
zeigt, dass wir am richtigen Weg sind", meint Stephan Bazalka,
Koordinator der Jugendgottesdienstreihe. Die Eventmessen haben in den
letzten vier Jahren 35.000 Jugendliche in Wiens Kirchen gelockt: "Mit
cooler Musik, einer verständlichen Sprache, kreativen Elementen und
einer klaren, positiven Message wird für Jugendliche Gott spürbar - ein
Gott, der ihre Lebenswelt kennt und ihnen etwas zu sagen hat. Die
knallvollen Kirchen zeigen, dass das Konzept aufgeht", ergänzt Bazalka.
Der nächste find.fight.follow-Gottesdienst mit dem Titel "Out of the
dark" findet am 17. Dezember 2006 um 18.30 Uhr in der Pfarrkirche
Liesing statt.
Weitere Artikel:Find.fight.follow-Gottesdienste auf Stephanscom.at
(Stephan Bazalka)
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